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Nachhaltigkeit in der Bildung – politisch aus der Sicht eines Politikers

Bayern, Schulzeitung, 25. Mai 2020, Der Begriff Nachhaltigkeit, der aus der Forstpolitik kommt, gilt auch für die Bildungspolitik. Was für Bäume gilt, gilt noch viel mehr für Menschen. Die Pädagogik hat dafür schon lange Begriffe, etwa den der Resilienz. Kinder werden schon früh so gestärkt, dass sie im späteren Leben mit Umbrüchen und mit Krisen umgehen können und sicher durchs Leben gehen. Und noch älter ist die Weisheit: „Non scholae sed vitae discimus“. Das heißt auf gut Deutsch: Beim Lernen in der Schule geht es um langfristiges, über den Schulalltag hinaus bleibendes, Wissen und Verhalten. Bildungspolitisches Tun sollte sich also am langfristigen Lernerfolg ausrichten. Nun muss man zugestehen: Langfristigkeit ist keine sehr gebräuchliche Währung im heutigen Politikalltag: Legislaturperioden, Nachtragshaushalte, Umfrageergebnisse, aktuelle Medienberichterstattung und – „aufreger“, all das erfordert Aktion und Reaktion, nicht Handeln für Nachhaltigkeit. Und auch die am meisten wahrgenommenen Erfolgsparameter unseres Schulsystems sind auf Kurzfristigkeit ausgelegt: stimmt die Übertrittsnote? Ist die Quote stabil? Ist der Lehrplan schon erfüllt? Wie ist der Abi Schnitt im Vergleich zum Vorjahr?
Wenn es um Nachhaltigkeit gehen, müssen wir aber über andere Themen reden.
Noch einmal zum Stichwort Resilienz: Sie entsteht durch Bindung, durch Vertrauen, durch stabile soziale Beziehung zu Menschen, die stärken und unterstützen. Es geht also um die Menschen in der Schule – um die Lehrkräfte. Weil es tatsächlich „ankommt“ auf die Lehrkräfte beim Lernen, sowohl beim sozialen Lernen als auch bei den Inhalten, ist eine verlässliche Personalpolitik der Schlüssel für die Nachhaltigkeit: 110 Prozent Lehrerversorgung, multiprofessionelle Teams mit fester Anstellung, stabile Einstellungsquoten. Und weil Lehrkräfte über 30 Jahre im Job sind, ist eine gute Lehrerbildung nachhaltig: orientiert an der Lebens- und Lernwirklichkeit von Kindern und Jugendlichen, wie auch an den Zukunftsthemen Integration, Digitalisierung und Inklusion und nicht am momentanen Bedarf einzelner Schularten. Dazu kommt: Lehrkräftebildung hört nicht mit dem Examen auf, Fortbildung als der Möglichkeit, sich in seiner Lehrprofessionalität weiter zu entwickeln, muss verlässlich finanziert und ermöglicht werden.
Sehr politisch wird es, wenn wir die Frage nach der Nachhaltigkeit des Lernens stellen, und zwar sowohl, ob das Lernen selbst nachhaltig ist, also auch, ob die gelernten Inhalte, Werte und Verhaltensweisen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung unserer Welt sind.
Mit „Bulemielernen“ wurde der Gegenbegriff zum nachhaltigen Lernen ja bereits anschaulich geprägt. Nachhaltig Lernen meint, dass das Gelernte, auch nach dem Test, nach der Prüfung, ja nach der Schulzeit, noch Bestand hat und den Menschen hilft, selbstbestimmt und verantwortlich durchs Leben zu gehen.
Lernen für die Nachhaltigkeit hat zum Ziel, dass die Menschen auf einem gefährdeten Planeten dafür Verantwortung übernehmen können - für die eigene Lebensgestaltung, für unsere Gesellschaft und für unsere Umwelt. Ob Corona Krise oder Klimakrise, sie zeigen uns die Herausforderungen vor der die jungen Menschen künftig immer wieder stehen werden: Wissenschaftliche Informationen über Natur, Gesellschaft und Wirtschaft zu verstehen und sie in eigenes und politisches Handeln integrieren zu können.
Die Bildungspolitik ist derzeit – angefangen von der Finanzierung, über die Leistungskontrolle bis zum panischen Festhalten an der Schulstruktur- nicht darauf angelegt, Nachhaltigkeit zu fördern. Wir haben viel zu verändern! Dabei weiß ich um die bekannten kurzlebigen Bildungsreformen. Es ist beim Umbau des Bildungswesens ähnlich wie beim Waldumbau: Veränderung braucht klare Ziele, entschlossenes Handeln, Zeit, Beharrlichkeit, Vertrauen und Geduld. Dies zu beachten, auch das bedeutet Nachhaltigkeit aus der Sicht eines Politikers.


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