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Reichswaldfest des Bund Naturschutz

Rede von Herrn Vizepräsidenten Gehring zum Reichswaldfest des Bund Naturschutz in Bayern e.V. am 16. Juli 2023 in Nürnberg
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Richard Mergner,
lieber Martin Geilhufe,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister König,
sehr geehrter Herr Prof. Schöch,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag und aus dem Bayerischen Landtag,
liebe Freundinnen und Freunde des Waldes!

Ich freue mich sehr über die Ehre, beim Reichswaldfest sprechen zu dürfen – ja, die Festrede zu halten.
Denn wir haben tatsächlich allerhand zu feiern.
50 Jahre Reichswaldfest sind –
ein halbes Jahrhundert:

 Kampf gegen Landhunger,
 Kampf um die grüne Lunge dieser Region und
 Kampf für Naturschutz und für eine hohe Lebensqualität.
Das sind Ziele, für die es sich zu kämpfen lohnt!
Wir alle wissen:
Dieser Kampf endet nicht.
Die widerstreitenden Interessen sind stark und die Begehrlichkeiten groß.
Man kann ihnen nicht pauschal die Legitimität absprechen.
Wohnen, Leben, Arbeiten – mobil sein – das sind gesellschaftliche Bedürfnisse.
Aber: Die Ressourcen sind begrenzt – so, dass Prioritäten gesetzt sein müssen.
Diese Priorität Reichswald hat der BUND Naturschutz immer gesehen.
Die Priorität Reichswald haben sie, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreite, gesehen und dafür haben sie sich eingesetzt.
Das Reichswaldfest war seinerzeit Teil der Kampagne des BUND Naturschutz: „Rettet den Reichswald“.
Es war stets und ist bis heute friedlich bewegt.
Und die, die damals dabei waren, die immer noch dabei sind und alle die heute dabei sind haben diese politische Botschaft hier in einer durch und durch sympathischen Form präsentiert.
Und sie haben so diese politische Botschaft über die 50 Jahre immer mehr in die Mitte der Gesellschaft und des politischen Spektrums gerückt.
Es geht um die politische Botschaft des Schutzes der natürlichen Grundlagen menschlichen und tierischen Daseins. Dem Schutz der Natur. Und die Geschichte des In die Mitte Rückens dieser Botschaft war eine Gesichte des Wehrens, eine Geschichte der Veränderung des politischen und gesellschaftlichen Denkens und Handelns.

Die Geschichte des Reichswaldfestes ist eine Geschichte des Wehrens gegen die Ökonomisierung aller Lebens- und Naturbereiche.
Heute kann man sagen, sie haben sich gewehrt – mit Weitsicht und im Sinne der Nachhaltigkeit! Und viele sagen heute auch – manche rückblickend und sich selbst korrigierend: sie haben sich mit Recht gewehrt.
Und so ist in dieser Tradition das Reichswaldfest auch eine politische Demonstration.
Es ist eine friedliche Demonstration: im Sinne eines Bürgerfests.
Ich sehe Kinder spielen.
Ich sehe die Leute gutes Essen genießen.
Musikerinnen und Musiker haben gestern gespielt.
Und man ist beisammen, kommt ins Gespräch, lässt sich ausreden und versteht sich.
Wo, meine Damen und Herren, finden Sie das denn heute noch? Ich würde mal sagen, vielleicht findet sich mehr politische Kultur im Wald als im Bierzelt. Und vielleicht ist auch hier im Wald mehr Mitte der Gesellschaft als dort.
Liebe Freundinnen und Freunde,
Wir feiern den Wald.
Wir feiern ihn mit dem Reichswaldfest – und zwar seit einem halben Jahrhundert.
Wir tun dies in der festen Überzeugung, das Richtige zu tun.
Wir sehen Ergebnisse, die uns ermutigen.
Und deshalb kann ich in aller Klarheit heute feststellen:
Der Einsatz über die Jahrzehnte hat sich gelohnt.
Der Reichswald steht! Also feiern wir ihn.
Meine Damen und Herren,
ich bin hier heute als zweiter Vizepräsident des Bayerischen Landtages eingeladen.
Das erfüllt mich in gleich mehrfacher Hinsicht mit einem gewissen Stolz:
Da ist zum einen die Tatsache, dass Menschen wie ich, sowohl was meine persönliche Biographie als auch meine politische Biographie betrifft, mit Positionen und politischen Farben, die vor vierzig Jahren noch ziemliche Außenseiterpositionen waren, heute die demokratischen Institution Landtag repräsentiert.
Das fühlt sich schon mal sehr gut an!
Und ich repräsentiere tatsächlich heute mit Freude, diese demokratische Institution, den der Landtag hat vor 50 Jahren die Zeichen der Zeit verstanden:
Einstimmig hat der Bayerische Landtag 1972 die Schutzgebietskategorie „Bannwald“ neu geschaffen.
Und den Nürnberger Reichswald als ersten bayerischen Bannwald ausgewiesen, was 1979 rechtskräftig wurde.
Wir sollten uns also alle 2029 (1979 plus 50) als nächste Jubilierfeier in den Kalender eintragen!
Freilich war der Beschluss des Landtags für den Bannwald, kein Freibrief, keine Ewigkeitsgarantie für Unantastbarkeit.
Immer wieder hat es Pläne gegeben, den Schutz ein Stück weit zu beschneiden. Und weil die Begehrlichkeiten groß sind, ist das Reichswaldfest heute eben nicht nur ein großes Familienfest – wo wir uns auf dem Erfolg ausruhen.
Keineswegs!
Es ist ein großes Familienfest und zugleich eine Demonstration: Wir sind da und wir sind wachsam.
Sie, meine Damen und Herren, zeigen mit Ihrer Teilnahme:
Uns geht es um das Kulturgut Wald – und dieses Kulturgut gilt es unbedingt zu schützen: uneingeschränkt!
Liebe Bayerinnen und Bayern,
Bayern ist ein Kulturstaat, das ist eine Besonderheit der bayerischen Verfassung.
In Artikel 3 wird Bayern als Rechts- und Sozialstaat bezeichnet, das steht so in allen Landesverfassungen, aber in der Bayerischen Verfassung steht in Artikel 3 auch, dass Bayern ein Kulturstaat ist. Und da steht auch: der Staat „dient dem Gemeinwohl.“ Und: „Der Staat schützt die natürlichen Lebensgrundlagen und die kulturelle Überlieferung.“
Ich finde es bezeichnend, dass in Artikel 3 unter diesem Rechts-, Sozial- und Kulturstaatsgebot unmittelbar der Schutz der Lebensgrundlagen und der kulturellen Überlieferung in einem Satz und in einem Zusammenhang stehen.
Unsere Verfassung hält also den Auftrag für uns bereit:
Es ist eine kulturelle Aufgabe, die Natur zu schützen.
Naturschutz und insbesondere der Schutz des Waldes ist damit eine kulturelle Leistung.
Wenn wir uns Mitteleuropa ansehen, dann haben wir keinen Urwald mehr.
Wobei ich als Historiker ohnehin skeptisch bin gegenüber der Verwendung des Begriffes „Ur“.
Urwald, Urzustand, ursprünglich, uralt, urtümlich, urig – na ja: eigentlich hat alles seine Geschichte. Und so gesehen gilt das „Ur“ nur für einen kurzen Zeitraum.
Geschichte beginnt gleich nach dem Urknall.
Oder nach der Schöpfung.
Oder spätestens nach der Vertreibung aus dem Paradies.
Die Natur hat so auch ihre Geschichte.
Seit über 300.000 Jahren ist diese Geschichte der Natur durch den Menschen, der selbst Teil der Natur ist, mitgeprägt.
Der Mensch hat die Natur so stark geprägt, gestaltet, ausgebeutet, dominiert, dass wir, wenn wir über die Geschichte der Natur reden, mit Serge Moscovici über „die menschliche Geschichte der Natur“ reden müssen. (Serge Moscovici, Versuch über die menschliche Geschichte der Natur, Frankfurt 1982)
Und über den Wald und seine Geschichte können wir nicht reden, ohne über das Mensch-Wald-Verhältnis zu reden und darüber, was der Wald dem Menschen bedeutet hat, was er ihm heute bedeutet und was er ihm in Zukunft bedeuten wird und zwar rechtlich, sozial, kulturell.
Wir haben es zudem auch geschafft, dass zu dem facettenreichen und ohnehin schon problematischen Wald-Mensch Verhältnis jetzt auch noch das Thema „menschengemachter Klimawandel“ dazu kommt.
Klimawandel, der für den Wald oft schon Klimakatastrophe bedeutet – so, dass wir vom klimagerechten Waldumbau oder auch von der Rettung des Waldes und seiner ungewissen Zukunft reden: je nach Region allein schon in Bayern unterschiedlich.
Meine Damen und Herren,
Kulturgut Wald heißt:
die menschlichen Ansprüche an den Wald oder auch unser Beziehungsstatus zum Wald ist komplex.
Die Funktionen des Waldes sind vielfältig:
Für mich ist er zuallererst ein Ort, an dem ich mich wohlfühle.
Als Politiker bin ich viel im Land unterwegs.
Es reiht sich ein Termin an den anderen.
Auf dem Büroschreibtisch türmen sich Aktenberge.
Und der Blätterwald, den ich da trotz digitaler Zeiten noch immer sehe, der verspricht nicht immer eine Erholung!
Zwischendurch brauche ich es, dass ich in den Wald gehe:
zuvorderst in meinen Bergwald zuhause.
Er ist Erholungsstätte, in der ich durchatmen kann, und unverzichtbarer Teil meiner Heimat.
Ich denke: Das haben wir alle gemeinsam:
Unser Wald ist auch für den Menschen ein Fluchtpunkt!
Aber das ist ja nur eine Sichtweise.
In Wahrheit ist unser Wald ein echtes Multitalent und fast ein Alleskönner.
Und da ist es kein Wunder, dass unsere Ansprüche, die menschlichen Ansprüche, an ihn steigen.
Wir wollen mit dem Wald Klimaschutz betreiben: Denn er ist der Klimaschützer Nummer eins, verwandelt Kohlendioxid in Sauerstoff. Jedes Stück Holz bindet Treibhausgase.
Wir wollen mit ihm die Biodiversität erhalten. Denn er ist Lebensraum für Wildtiere und Hort der Artenvielfalt: vier von fünf der an Land lebenden Arten kommen in Wäldern vor.
Wir wollen seine Rohstoffe nutzen: für Möbel, Häuser und in gewissem Umfang auch zum Heizen. Holz ist der Rohstoff mit der besten Ökobilanz.
Ja, wir wollen mit ihm Energie gewinnen, ohne ihn aber zu verheizen!
Der Wald ist ein wichtiger Wasserspeicher – sowohl in Zeiten mit wenig Wasser, als auch bei Extremregenfällen nimmt er Wasser auf, hält es und reguliert es.
Früher war er die Sparkasse für Bauern. Manchmal auch heute noch.
Für eine ganz andere Klientel ist er ein Anlageobjekt. Da gibt es ein finanzielles, aber durchaus auch nachhaltiges Interesse an ihm.
Die Begehrlichkeiten aber, die an seine Existenz gehen, die müssen auch heute unser Thema sein:
Wenn der Wald nur als Raum und damit nur als Fläche gesehen wird, die abgeholzt werden kann für die Bedürfnisse eines wachsenden Ballungsraumes:
etwa für Industrieprojekte, für Straßen, für ein ICE Ausbesserungswerk oder auch für Ackerland. Dann müssen wir um seinen Mehrwehrt, um seinen kulturellen Mehrwert für uns kämpfen.
Kurzum:
Etwas, das so nachgefragt wird wie unser Wald, besitzt bei beschränktem Angebot enormen Wert.
Und so ist das, was wir verlangen im Umgang mit dem Wald, nur folgerichtig – nämlich: Wertschätzung!
Dabei kann die Wertschätzung ganz unterschiedlich gewichtet sein.
Als die Vereinten Nationen 2011 das „Internationales Jahr der Wälder“ ausgerufen haben, gab es einen kreativen Foto-Wettbewerb, der Beeindruckendes zum Leistungsprofil des Waldes offengelegt hat.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aufgefordert, Beiträge zu formulieren zu der Frage:
Was wäre unser Leben ohne den Wald?
Brainstorming paradox, sozusagen.
Und ich will nur eine kleine Auswahl an schönen, aber auch tiefsinnigen Wald-Beschreibungen aufgreifen:
„Ohne ihn keine Kühle, Frische und Erholung bei Gipfelaufstiegen“.
„Ohne ihn hätten Hänsel und Gretel das Hexenhaus weiträumig umgehen können.“
Oder auch:
„Ohne ihn würden wir in der Politik keine dicken Bretter bohren.“
Wald ist in Deutschland Kulturgut – man sagt uns auch viel Romantik nach, er kann humorig verstanden werden und ist auch politisch in der Mitte der Gesellschaft sehr präsent.
Liebe Freundinnen und Freunde,
Ich behaupte nicht, dass es einfach wäre.
Wo so viele Begehrlichkeiten aufeinandertreffen, da befinden wir uns mitten in einem Zielkonflikt.
Vielleicht auch in mehreren Zielkonflikten.
Aber klar muss doch sein:
Wenn die Ansprüche an die Nutzung des Waldes steigen, dann muss der Schutz des Waldes immer und immer mehr mitgedacht werden.
Für mich sind zwei Seiten ein und derselben Medaille!
Und wie geht das nun?
Wie führt man diese Auseinandersetzung um den Wald?
Auch das ist mich eine Frage der Kultur. Es ist eine Frage der demokratischen Kultur.
Und wir müssen reden über diese Kultur:
Wir sind uns als Bevölkerung, als Waldbesitzer*innen, als Naturschützer, Jäger, Waldspaziergänger*innen, Kommunen, Forstverwaltung oder Wasserschutzbehörde ja oft nicht einig. Uneinigkeit ist
in einer Demokratie nichts schlimmes, das Umgehen mit und das Auflösen der Uneinigkeit macht die demokratische Kultur ja aus.
Da gibt es das Gewaltmonopol des Staates, es gibt den anständigen Umgang miteinander, es gibt den
Respekt vor den Argumenten der Anderen. Und es ist Teil der Analyse, die Interessen der Anderen zu kennen oder auch zu erkennen.
Und dann kommen wir zur Abwägung, ohne die wir in der Demokratie nicht auskommen. Durchaus mit der Bereitschaft zum Kompromiss.
Aber auch mit einer Folgenabschätzung und Kostenkalkulation.
Und in dieser Abwägung, Abschätzung und Kalkulation, da ist der Naturraum zu lange als natürlich gegeben verstanden worden, ja als nicht so relevant gesehen worden.
Aber ich hoffe: Wir haben gelernt:
Nachhaltige Nutzung, der nachhaltige Umgang mit dem Wald braucht Toppriorität.
Oder wie es die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin und jetzige Landtagspräsidentin Ilse Aigner – von der ich sie herzlich Grüße - mal gesagt hat:
„Ohne ihn, ohne den Wald, müsste das Prinzip der Nachhaltigkeit erst noch erfunden werden“!
Die Idee der Nachhaltigkeit wurde tatsächlich im Wald geboren.
Hans Carl von Carlowitz hat sie vor über 300 Jahren als Erster so in Worte gefasst:
„Wird derhalben die gröste Kunst / Wissenschafft / Fleiß / und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane [solche] Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse [Sein] nicht bleiben mag.“ Er spricht das ganze Land an, für das die Nachhaltigkeit existentiell ist.
Sie kennen das: Es sollte immer nur so viel Holz geschlagen werden, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen kann.
Damals war es eine Lehre aus der Holznot.
Die Industrialisierung hatte gigantischen Holzhunger zur Folge.
Seitdem hat sich vieles zum Positiven bewegt, indem Konzepte mit der Maßgabe umgesetzt worden sind:
Schutz durch Nutzung – über den Satz kann viel diskutiert werden und man muss sich die Praxis anschauen: was heißt nachhaltige Waldwirtschaft heute?
Wie wird das Wachstum der Wälder mit den Nutzungskonzepten unterstützt
Und vor allem, indem man schaut und differenziert:
Wo können nachhaltige Nutzungskonzepte Anwendung finden und wo muss der Wald für sich alleine stehen, ohne menschlichen Einfluss?
Und das tut er ja im Übrigen auch bei dem urbanen Waldbesitz, bei den Kleinst- und Kleinparzellen – den Flächen, die nicht bewirtschaftet werden, die nicht bewirtschaftet werden können. Der Wald steht für sich im Nationalpark, die Diskussion um den Steigerwald möchte ich an dieser Stelle hier nur benennen, wir sehen den ausgewiesenen Naturwald, wir sehen Totholzbäume.
Und wir sehen: Das tut der Natur als Lebensraum gut!
Der Ministerpräsident und seine zuständige Fachministerin haben ja erst vor wenigen Wochen gemeinsam mit den forstlichen Verbänden den „Waldpakt für Bayern“ unterzeichnet.
Bayern ist Waldland – diese Botschaft wurde da beim Großen Bayerischen Waldtag in Kelheim ins Land hinaus gesendet.
Sie hat Tausende von Waldbesitzern erreicht und geht aber alle Bayerinnen und Bayern an.
Angepeilt wird eine Balance aus Schützen und Nützen unserer Wälder.
Es wird der Rohstoff Holz gewürdigt und der Umbau des Waldes zum Klimawald weiter als Ziel ausgegeben.
Die Pflege der Wälder ist noch einmal betont worden.
Doch die Zeit drängt: Das Klima wird wärmer und trockener.
2022 war zu warm, zu trocken.
Die Extremwetterereignisse nehmen zu.
Man muss nicht Wissenschaftler sein, um das festzustellen.
Aber die Wissenschaftler sagen das eben auch!
Dabei haben wir in Bayern ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle.
Der Norden Bayerns ist besonders schwer derzeit betroffen.
Und die Prognosen sind für unseren Wald nicht allzu erbaulich:
2050 werden wir ein Klima haben wie in Italien.
Was manch einen Sonnenanbeter freut, ist für unseren Wald, der schon heute unter starker Waldbrandgefahr leidet, eine extreme Herausforderung!
Und die Gefahr durch den Waldbrand allein ist es ja nicht.
Es kommen weitere Belastungen hinzu:
 Etwa wenn der Borkenkäfer den Frankenwald durchlöchert.
 Wenn die Buchen zu früh ihr Laub verlieren.
 Und wenn Teile der Baumkronen nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden.
 Wenn innerhalb von vier Jahren, wie mir erzählt wurde, in einem Waldgebiet alle Fichten verloren gegangen sind. Nur ein Aspekt: das ist auch eine Vernichtung von Eigentum. Wo ist da das Verursacherprinzip?
Das, liebe Freundinnen und Freunde, sind doch ganz klar Alarmzeichen!
Für mich kommen da zwei Sachen zusammen:
Wir müssen dem Klimawandel die Stirn bieten – und alles tun, was in unserer Macht steht.
Wir müssen ehrgeizige Ziele ernst nehmen, unser eigenes Wort ernst nehmen, uns verpflichtet fühlen – denn wir sind verpflichtet – und daher ganz entschieden auch Taten folgen lassen!
Und wir müssen gleichzeitig die Anpassung an den Klimawandel betreiben.
Das ist auch für den gesunden, stabilen und klimafitten Wald unumgänglich.
Der klimaangepasste Waldumbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, für die Forstverwaltung und die Bayerischen Staatsforsten.
Es ist eben nicht mehr der „Ur“-Wald, den man allein lasse kann. Wir brauchen ihn - es ist ein vom Menschen zu hütender Wald und damit eine echte Gemeinschaftsaufgabe, der auch wir uns verpflichtet fühlen sollten:
Die Zivilgesellschaft braucht einen zukunftsfesten Wald!
Wir alle brauchen einen zukunftsfesten Wald. Die Kriterien habe ich vorhin genannt.
Und der zukunftsfeste Wald – der hängt auch von der Jagd ab.
Wo es zu viel Wild gibt, verschwinden Baumarten, auf die der Zukunftswald angewiesen ist.
„Wald vor Wild“ – das mag für manche hart klingen, das heißt aber auch: dass wir für die Zukunft des Waldes auch die Jägerinnen und Jäger brauchen.
Dass wir das gesamte Ökosystem Wald im Blick behalten müssen.
Und dass am Ende auch gilt: Ohne Wald auch kein Wild!
Über das Thema Jagd könnte man länger reden. Wir müssen Auseinandersetzungen führen. Wir müssen miteinander reden: am besten beim gemeinsamen Waldbegang und nicht im Bierzelt.
Liebe Freundinnen und Freunde,
heute ist Nachhaltigkeit ein gesellschaftlicher Wert an sich und dank unermüdlicher Akteure wie dem BUND Naturschutz und anderer lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen!
Ich bin froh und es ist eine politische Errungenschaft, dass wir heute sagen können:
Der Schutz hat immer Vorrang vor der Nutzung!
Und wir wissen zugleich:
Eine realistische Waldpolitik plant mit dem Menschen und nicht ohne ihn!
Meine Damen und Herren,
das war nun ein Parforceritt durch den Wald.
Mit Tempo, und angesichts der Komplexität vielleicht auch fordernd.
Aber unterm Strich bleibt trotz aller Komplexität:
An sich haben wir doch ein sehr „einfaches“ Verhältnis zum Wald.
Und da sollten wir vielleicht auch nicht immer verkopfen.
Wir sollten für uns entscheiden, was uns wirklich wichtig ist:
Wir finden den Wald schön, empfinden ihn als wohltuend, nutzbar, aber vor allem empfinden wir ihn als wertvoll und schützenswert.
Und das hat uns hier zusammengebracht.
Ich will Ihnen Danke sagen für Ihr Kommen, für Ihren Einsatz und für Ihr Bekenntnis zum Wald.
Ich wünsche noch ein wunderbares Reichswaldfest.
Feiern Sie mit Freundinnen und Freunden in herrlicher Umgebung!
Was Besseres kann uns heute gar nicht passieren!
Viel Freude!


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