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Empfang European Gay and Lesbian Sportfederation

Willkommensempfang anlässlich des Jahresempfangs der EGLSF
am 3. März 2023 im Bayerischen Landtag
Grußwort von Herrn Thomas Gehring, MdL
Vizepräsident des Bayerischen Landtags

Karl Freller

Markus Rinderspacher

Kathrin Habenschaden
[2. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München]

Sara Townsend
[Co-President EGLSF]

Hugh Torrance
[Co-President EGLSF]

Mitglieder der European Gay & Lesbian Sport Federation

Kolleginnen und Kollegen aus dem Bayerischen Landtag und dem Münchner Stadtrat
• Florian Siekmann
• Beppo Brem
• Thomas Niederbühl

Vertreterinnen und Vertreter der LGBTQIA*-Community
sehr geehrte Anwesende,

im Namen der Präsidentin, die heute leider nicht bei uns sein kann, und ganz persönlich heiße ich Sie alle sehr herzlich willkommen im Bayerischen Landtag!

Wenn die European Gay & Lesbian Sport Federation zu ihrer Jahrestagung nach München kommt, ist es nur folgerichtig, dass wir auch hier zusammenkommen – im Herzen der Demokratie in Bayern.

 

Hier setzen wir gemeinsam ein klares Zeichen, ein klares demokratisches, freiheitliches Bekenntnis:
• Für die Unantastbarkeit der menschlichen Würde.
• Dafür, dass jeder Mensch gleich ist an Rechten.
• Dass jeder Mensch frei ist in seiner Sexualität und seiner Identität.
Diese Haltung ist Kern vom Kern unserer Verfassung, für die wir hier im Parlament Tag für Tag eintreten. Und diese Überzeugung sollte auch Kern vom Kern unseres menschlichen Miteinanders sein. Das ist unser gemeinsames Ziel!
Dafür setzen wir uns gemeinsam ein!
Noch ist das nicht in allen Lebensbereichen der Fall – und schon gar nicht überall auf der Welt. Aber wir arbeiten daran! Gemeinsam!

Die EGLSP, Sie alle, leisten dabei einen wichtigen Beitrag.
Und die EuroGames in München wären ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg.
Deswegen machen wir uns dafür stark!

München ist eine Sportstadt.
• die Olympischen Sommerspiele 1972 – historisch, aber leider auch sehr tragisch,
• die Fußball-Weltmeisterschaften 1974 und 2006,
• die Fußball-Europameisterschaften 1988 und 2020
• im letzten Jahr die European Championships
• im nächsten Jahr wieder Fußball-EM.
Kein Zweifel: München kann sehr vieles – und Sport kann München besonders gut!

Die Landeshauptstadt ist seit Jahrzehnten die Heimstätte für sportliche Großereignisse. Da wird München seinem inoffiziellen Titel besonders gerecht: München – die „Weltstadt mit Herz“!
So auch 2004, als hier zum ersten Mal die EuroGames ausgetragen wurden. Unter dem Motto „Munich s'ports the Rainbow“ wurden es die bisher größten Games, mit über 5.500 Athletinnen und Athleten aus 27 Sportarten.
Auch hier zeigte sich:
• München ist eine internationale Stadt.
• München ist eine pluralistische Stadt.
• München ist eine diverse Stadt.
„Leben und leben lassen“ – das ist das bayerische Motto.
Und in München, da ist es daheim!

Toleranz, Respekt, Fairness – das sind die hehren Werte des Miteinanders und erst recht im Sport. Denn der Sport gilt wie die Musik als universelle Sprache. Als Spielfeld des Lebens, wo die Prinzipien des Zwischenmenschlichen trainiert und gelebt werden. So zumindest das Ideal. In der Wirklichkeit sieht es noch oft anders aus. Viele Athletinnen und Athleten müssen noch immer Anfeindungen fürchten nach einem Coming-out.

Trotz aller Beteuerungen ist Homophobie und Queer-Feindlichkeit nach wie vor ein Problem im Freizeit-, Amateur- und Profisport. Kein Wunder, ist doch der Sport Abbild unserer Gesellschaft.
Erst 2002 beschloss der Deutsche Bundestag – das war damals noch umstritten – die juristische Rehabilitierung der Männer, die von NS-Gerichten als Homosexuelle verurteilt wurden. Der Strafrechts-Paragraph 175 war nach 1945 in der von den Nazis verschärften Form in Kraft geblieben und angewendet – bis 1969. Ganz gestrichen wurde der §175 aus dem Strafgesetzbuch erst 1994. Aber aus der Gesellschaft war die Homophobie damit nicht getilgt.

Mitglieder der LGBTQIA*-Community leiden noch heute – weltweit – unter Diskriminierungen. Mehr als 70 Länder und Regionen haben antihomosexuelle Gesetze. Mitunter droht wie im Iran und in Saudi-Arabien die Todesstrafe.
Doch wir müssen gar nicht so weit schauen. In Ungarn und Polen nimmt die Diskriminierung dramatisch zu – von Russland ganz zu schweigen. Aber auch westeuropäische Gesellschaften sind kein Save Space. Täglich führt Queer-Feindlichkeit zu Anfeindungen, gar zu Gewalt. Und die kann tödlich sein; denken wir allein im letzten Jahr an die Gewalttaten:
• vor dem „London Pub“ in Oslo,
• am Rande des CSD in Münster,
• oder in Colorado Springs im „Club Q“.
Taten, die fassungslos machen. Aber umso entschiedener treten wir ein: für eine bessere, freiere Gesellschaft!
Auch und gerade im Sport. Josh Cavallo, der einzige aktive offen schwule Fußballer einer Topliga, wurde seit seinem Outing von den Rängen wiederholt homophob beleidigt.
Und die unerträglichen Äußerungen über Homosexualität des WM-Botschafters in Katar klingen uns noch im Ohr.
Viele Sportlerinnen und Sportler haben Angst, sich zu bekennen.

Der verstorbene Schauspieler und Moderator Dirk Bach hat gesagt: „Wenn ein Schwuler seine Homosexualität verbirgt, dann sollte man das schon öffentlich machen.“ Natürlich meinte er damit nicht, dass man denjenigen outen soll. Aber wir müssen thematisieren, dass sich viele Menschen nicht trauen, zu sich zu stehen. Das ist eine schreckliche Qual! Niemand sollte Angst haben müssen – er oder sie oder man selbst zu sein. Niemand! Jeder Mensch hat das existenzielle Recht auf ein Leben in Selbstbestimmung und in Freiheit! Dafür machen wir uns stark!

Liebe Anwesende,
in diesem Jahr hat der Deutsche Bundestag beim Gedenken am 27. Januar erstmals der Opfer gedacht, die in der NS-Zeit als homosexuell verfolgt, verhaftet und ermordet wurden. Der Bayerische Landtag hat bereits letztes Jahr diese – so oft und so lange vergessene – Opfergruppe in den Mittelpunkt gestellt. Weil wir wissen, dass Toleranz und Respekt in unserer Gesellschaft immer wieder neu definiert, gelernt und verinnerlicht werden müssen. „Leben und leben lassen“ – das bedeutet auch: Die Liebe zweier erwachsener Menschen darf nicht diskriminiert werden – kurzum: Lieben und lieben lassen!

Dabei geht es auch um ein ganz bewusstes Selbstverständnis: weltoffen, liberal, pluralistisch, divers. So wollen wir uns sehen. So wollen wir es nach außen demonstrieren. Aber dazu müssen wir es in der Realität noch stärker, noch umfassender mit Leben füllen.
Dafür machen wir uns stark!

Ich komme zum Schluss mit einem Zitat von Barbra Streisand, dem ich mich voll und ganz anschließe. Es lautet: „Just imagine how boring life would be if we were all the same. My idea of a perfect world is one in which we really appreciated each other's differences […] – a world in which all of us are equal, but definitely not the same.“

Ich freue mich, dass Sie heute hier sind.

Nochmal herzlich willkommen, eine gute Zeit in München und in Bayern und alles, alles Gute!

Vielen Dank.


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